Im gutbürgerlichen Haushalt der Chindlers spielt man Klavier und geht sonntags in die Kirche. Es ist das Jahr 1914. Theodor Chindler, Abgeordneter der katholischen Zentrumspartei und Familienoberhaupt, macht Politik im Berliner Reichstag, während seine Söhne Ernst und Karl fürs Vaterland an die Front ziehen. Zu Hause diskutieren die anderen Familienmitglieder hitzig über den Kaiser, das Elend in den Lazaretten und den Seekrieg – und so brechen die politischen Überzeugungen auseinander. Als sich Tochter Maggie gegen den Willen des Vaters der Arbeiterbewegung zuwendet und sich der jüngste Sohn Leopold in einen Mitschüler verliebt, ist auch in der Heimat nichts mehr so, wie es war. Bernard von Brentano erzählt aus den Hinterzimmern der Politik während des Ersten Weltkrieges, vom elenden Sterben in den Schützengräben – aber vor allem von einer Familie in Zeiten sozialer wie lebensweltlicher Umwälzungen. Der Roman "Theodor Chindler", der 1936 im Schweizer Exil entstand, wurde oft mit Heinrich Manns "Der Untertan" oder "Professor Unrat" verglichen. Ein Zeit- und Sittengemälde, das bis heute nicht an Eindringlichkeit verloren hat. Das Buch ist 2014 bei Schöffling & Co. (ISBN: 978-3-89561-488-0) mit einem Nachwort von Sven Hanuschek neu erschienen.