Tarzan lebt. Seit fast 100 Jahren. 1912 setzte ihn der amerikanische Autor Edgar Rice Burroughs in die Welt: als britischen Adligen mit Namen John Clayton, Sohn des Lord Greystoke und seiner Frau Alice, die dem Establishment den Rücken kehren und nach Afrika gehen. Nach ihrem frühen Dschungeltod wird der kleine Lord Greystoke von der Affenmutter Kala aufgezogen, meistert die Gefahren des Dschungels in Lendenschurz statt Smoking, lernt seine Jane kennen - und erhitzt fortan die Gemüter der westlichen Zivilisation. Tarzan ist Mythos. Er ist der König der Pulp-Fiction und Fundament der Pop-Kultur.
Tarzan ist die Sehnsucht der sterilen Zivilisation nach ihren Wurzeln und zugleich Hassobjekt all jener Kulturmafiosi, die sich aufgeklärt geben und bloß politisch korrekt sind. Tarzan ist eine schier unglaubliche Erfolgsgeschichte in zig Buchausgaben und Verfilmungen. Er machte seinen Schöpfer Edgar Rice Burroughs dermaßen populär, dass sich die kalifornische Gemeinde, in der er seit 1915 lebte, schon 12 Jahre später in Tarzana umbenannte.
Tarzan ist eine schillernde Figur mit ganz eigener Geschichte von Interpretationen und Missinterpretationen. Ein berühmtes Beispiel ist der Satz: "Ich Tarzan, du Jane", den der Dschungel-Aristokrat nie gesagt hat. Wer Tarzan also kennenlernen will, muss zurück zu den Wurzeln: zu Edgar Rice Burroughs Originalroman von 1912 - gelesen von Walter Kreye.