In dieser Künstlerbiografie aus dem Jahr 1920 widmet sich Stefan Zweig einer herausragenden französischen Dichterin mit einem äußerst bewegten Leben. Marceline Desbordes-Valmore gilt als eine der Begründerinnen der französischen romantischen Poesie. Ihre Gedichte sind dafür bekannt, dunkle und deprimierende Themen aufzunehmen, die ihr eigenes unruhiges Leben widerspiegeln. Sie ist die einzige Schriftstellerin, die in die berühmte Anthologie Les Poètes maudits aufgenommen wurde, die 1884 von Paul Verlaine herausgegeben wurde. Nach der Französischen Revolution war das Geschäft ihres Vaters ruiniert, und sie reiste mit ihrer Mutter nach Guadeloupe, um finanzielle Hilfe von einem entfernten Verwandten zu suchen. Marcelines Mutter starb dort an Gelbfieber, und das junge Mädchen gelangte irgendwie zurück nach Frankreich. Mit 16 Jahren, zurück in Douai, begann sie eine Bühnenkarriere. Marceline trat als Schauspielerin und Sängerin in Paris und Brüssel auf. 1819 veröffentlichte sie „Élégies et Romances“, ihr erstes poetisches Werk. 1823 zog sie sich von der Bühne zurück und wandte sich nach mehreren Schicksalsschlägen vollends der Dichtkunst zu.