Gerade die Kunst und die Literatur erweisen sich als Stätten, an denen sichtbar und erfahrbar wird, was in der politischen Realität unkenntlich gemacht wurde. Ihnen widmen sich die vorliegenden Beiträge, in denen Werke von Jurij Andruchowytsch, Andrzej Stasiuk, Joanna Bator, Maria Matios, Pál Závada, Herta Müller und anderen polnisch-, ukrainisch-, ungarisch- und deutschsprachigen Autorinnen und Autoren analysiert werden, die nach 1989 entstanden und die sich mit dem Phänomen der grenzbestimmten Erfahrung in Mittel- und Osteuropa befassen. Literatur wird dabei zum Ausgangspunkt einer vielschichtigen und notwendig interdisziplinären Auseinandersetzung mit der ebenso abgründigen wie reichen Geschichte und Gegenwart einer dezidiert europäischen Erfahrungswelt.
Andree Michaelis-König (Dr. phil.) ist aktuell literaturwissenschaftlicher Postdoktorand und Leiter einer Forschungsgruppe zu den "Transkulturellen Praktiken und Transferprozessen jüdischen Schreibens in Europa" am Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg. 2001–2007 Er studierte an der Freien Universität Berlin und wurde 2011 an der Friedrich Schlegel Graduiertenschule promoviert. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen deutsch-jüdische Literaturgeschichte, Freundschaft, Erinnerungskultur nach der Shoah, Zeugenschaft, Medialität und Erinnerung, Aufklärung und Literaturtheorie.