Versteht man unter 'Inhalt' eine nacherzΓ€hlbare Handlung, so bietet hier Nietzsches Zarathustra lediglich einige Motive, zusammengehalten durch die Hauptfigur selbst: Die Handlung des Werkes ist die fortschreitende Entwicklung seines Protagonisten, sein innerer Werdegang zum VerkΓΌnder der Umwertung aller Werte, des Γbermenschen, vor allem aber der ewigen Wiederkehr des Gleichen. Zarathustra, der persische Religionsstifter und Prophet, beschlieΓt nach zehnjΓ€hrigem Einsiedlertum, nunmehr seine gewonnene Weisheit mit den Menschen zu teilen. Als er in ein Dorf gelangt, dessen Einwohner gerade auf den Auftritt eines SeiltΓ€nzers warten, predigt er der Menge sein Konzept vom "Γbermenschen": "Der Mensch ist etwas, das ΓΌberwunden werden soll. Was habt ihr getan, ihn zu ΓΌberwinden?" Der schwache und fremdbestimmte Mensch mΓΌsse ΓΌber sich hinauswachsen und schlieΓlich, eines Tages, der Vergangenheit angehΓΆren. Unverstanden wird Zarathustra von der hΓΆhnischen Gemeinde abgewiesen; so fasst er den Entschluss, nicht mehr zum Volke, nur noch zu herausragenden Einzelnen zu sprechen, und setzt seine Reise fort. Von kaum einem Γ€uΓeren Ereignis bestimmt, beginnt nun eine Folge von Predigten, GesΓ€ngen, beschwΓΆrenden AusbrΓΌchen sowie lyrischen und kraftvollen (Selbst-)GesprΓ€chen, die Zarathustras Lehre anschaulich dem Leser offenbaren und keinen Bereich des Lebens β die Kirche, den Staat, die Wissenschaft, die KΓΌnste β unkritisiert lassen. Mit wuchtiger Rhetorik, auf allen Stilebenen und mit allen sprachlichen Ausdrucksmitteln, spricht der Prophet vom Willen zur Macht, der als eigentliches Lebensprinzip, ununterdrΓΌckt, das Dasein des Menschen lenken mΓΌsse.