Die Konturen dieser „mittelalterlichen Linguistik“ werden deutlich in einer komparatistischen Gegenüberstellung mit zwei weiteren, ganz unterschiedlichen sprachtheoretischen Ansätzen: (1) vier Traktaten mittelalterlicher isländischer Grammatiker, in denen sich ein Sonderweg mittelalterlicher Sprachbeschreibung beobachten lässt, und (2) Saussures „Cours de linguistique générale“ als einem Grundlagenwerk der modernen Linguistik. So ergibt sich ein Vergleich zweier sprachwissenschaftlicher Epochen, die in ihrer systematischen Herangehensweise verbunden, in ihrer Auffassung vom Verhältnis zwischen Sprache und Realität jedoch diametral entgegengesetzt sind. Dies mündet in eine grundlegende wissenschaftstheoretische Reflexion einer möglichen Typologie sprachwissenschaftlicher Theoriegebäude.
Angela Beuerle, Universität Hamburg.