Die Idee der sympathischen, lebensklugen Denise von Schoenecker sucht ihresgleichen. Sophienlust wurde gegründet, das Kinderheim der glücklichen Waisenkinder. Denise formt mit glücklicher Hand aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt. Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren. Volker Hauff hatte noch den Wortlaut des anonymen Briefes im Kopf, den er an diesem Morgen, nach der Rückkehr von einer mehrwöchigen Reise, unter seiner Post gefunden hatte. Leise sprach er ihn vor sich hin, während er seinen Wagen durch den Stuttgarter Fasanenhof lenkte: »An Ihrer Stelle würde ich mich mehr um meine Tochter kümmern! Adina geht es schlecht bei Frau Kleingärtner. Sie sperrt das Kind ein, so daß man es kaum im Garten sieht, aber weinen hört man es oft.« Volker hoffte, daß es sich bei diesem Brief nur um eine Verleumdung handle. Schließlich hatte ihm seine Schwägerin gleich nach Elkes Tod das Angebot gemacht, Adina bei sich aufzunehmen. Wieso sollte Anita die Kleine nun plötzlich schlecht behandeln? Das wollte ihm nicht in den Kopf. Volker dachte an seine Frau, die vor knapp einem halben Jahr bei einem Unfall ums Leben gekommen war. Ein betrunkener Autofahrer hatte eine Ampel in der Stuttgarter Innenstadt nicht beachtet und war bei Rot über die Kreuzung gefahren. Er hatte Elke mit dem Kotflügel seines Wagens erfaßt und beiseite geschleudert. Für Elke war jede Hilfe zu spät gekommen. Noch vor Eintreffen des Krankenwagens war sie gestorben. Volker bog jetzt in die Nelkenstraße ein. Rechts und links der Straße standen hübsche Reihenhäuser mit gepflegten Vorgärten. Kinder spielten auf den Treppenstufen und auf dem Rasen. Die meisten von ihnen waren in Adinas Alter, doch seine kleine Tochter war nicht unter ihnen. Volker hielt vor dem Eckhaus, das Anita Kleingärtner, der Schwester seiner verstorbenen Frau, gehörte. Er kam unverhofft, denn sie erwartete ihn erst Anfang der nächsten Woche von seiner Reise zurück. Gewöhnlich rief er an, wenn er vorhatte, Adina zu besuchen, aber diesmal hatte er das nicht getan.