Camillas Versuchung

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Als Camilla Rosen am Abendbrottisch Platz nahm, eilte ihre Schwester Dora geschäftig hinaus in die Küche. Sie holte den Tee, goß ihn in die Gläser und warf dann nochmals einen prüfenden Blick auf Camilla. Auch heute bemerkte sie in dem hübschen Gesicht der Schwester wieder jenen verdrossenen Zug, der ihr Sorgen bereitete. Was Dora aber am meisten bedrückte, war, daß sie auf alle ihre Fragen keine Antwort erhielt. Seit dem Tode der Eltern lebten die beiden Zwillingsschwestern in schönstem Einvernehmen. Während Dora daheim schneiderte und den kleinen Haushalt versah - sie hatten die elterliche Wohnung beibehalten - war die schönere Schwester, die schlanke Camilla, in dem Spitzenhaus Hubermann tätig. Anfangs war sie nur eine einfache Verkäuferin gewesen; bald aber hatte Herr Hubermann ihre Vorzüge erkannt und sie zur ersten Verkäuferin gemacht. Camilla Rosen bezog ein gutes Gehalt, das es ihr ermöglichte, sich mancherlei Annehmlichkeiten des Lebens zu verschaffen. Auch das kleine Heim erfuhr dadurch manche Verschönerung, und oftmals meinte die stille, fleißige Dora, daß man mit dem kleinen Glück, das man sich geschaffen hatte, zufrieden sein könne. Kam Camilla abends heim, wurden die Tagesereignisse besprochen; dann plauderten und lachten die Schwestern miteinander. Herzliches Vertrauen herrschte zwischen ihnen. Seit drei Tagen jedoch war das anders geworden. Camilla gab auf die freundlichen und teilnehmenden Fragen der Schwester nur mürrische Antworten. Anfangs schien es, als läge bei Camilla geschäftlicher Ärger vor. Als Dora aber dringender fragte, schüttelte die Schwester unwillig den Kopf und behauptete, im Geschäft sei alles in bester Ordnung; sie fühle sich auch nicht leidend. Dora solle nicht so viele unnötige Fragen stellen. Auch heute saß Camilla wieder verdrießlich schweigend beim Abendessen. "Ich hatte am Nachmittag allerlei Besuch", begann die blondhaarige Dora und schaute zu Camilla hinüber. "Erst kam der Hauswirt. Er hat sein Haus in der Georgenstraße jetzt endlich verkauft und war in denkbar bester Laune. Anscheinend hat er einen guten Abschluß gemacht." "Wo Tauben sind, da fliegen Tauben zu", erwiderte Camilla und rührte nervös ihren Tee um. "Das meinte Herr Streng auch. Und weißt du, was er noch sagte? Er würde gern einen Tausendmarkschein nehmen und ihn in fröhlicher Gesellschaft ausgeben." "Das kann er ja machen!" Dora lachte. "Er sagte sogar, es würde ihm ein ganz besonderes Vergnügen sein, einmal mit den 'beiden Schwestern Rosen' ...

À propos de l'auteur

Magda Trott lebte von 1880 bis 1945 und war eine deutsche Schriftstellerin.

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