Hätte Deutschland einen anderen Weg eingeschlagen, wenn ein anderer Herrscher als Wilhelm II. das Land ins 20. Jahrhundert geführt hätte? Inwieweit prägte seine Persönlichkeit die deutschen Geschicke?
Christopher Clark nimmt zunächst Wilhelms Kindheit und Jugend in den Blick. Vater und Großvater, und damit zwei politische Lager – das progressive und das reaktionäre – stritten um die Erziehung des Prinzen. 1888 folgte Wilhelm seinem Vater auf den Thron. Clark untersucht Wilhelms außen- wie innenpolitisches Wirken und betrachtet schließlich auch dessen Rolle im Sommer 1914.
Nach dem verlorenen Krieg und seiner Abdankung wurde Wilhelm II. zum Objekt des Hasses. Und noch heute ist sein Image weitgehend negativ. Clarks Ziel ist es nicht, Wilhelm II. zu rehabilitieren. Und doch fragt er zu Recht, ob die Geschichtsschreibung nicht zu einer Dämonisierung des letzten deutschen Kaisers beigetragen hat.
150. Geburtstag Wilhelms II. am 27. Januar 2009.
Christopher Clark, geboren 1960, lehrt als Professor für Neuere Europäische Geschichte am St. Catharine's College in Cambridge. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Geschichte Preußens. Er ist Autor einer Biographie Wilhelms II., des letzten deutschen Kaisers. Für sein Buch »Preußen« erhielt er 2007 den renommierten Wolfson History Prize sowie 2010 als erster nicht-deutschsprachiger Historiker den Preis des Historischen Kollegs. Sein epochales Buch über den Ersten Weltkrieg, »Die Schlafwandler« (2013), führte wochenlang die deutsche Sachbuch-Bestseller-Liste an und war ein internationaler Bucherfolg. 2018 erschien von ihm der vielbeachtete Bestseller »Von Zeit und Macht«, 2020 folgte das von der Kritik gefeierte »Gefangene der Zeit« und 2023 das Epochengemälde »Frühling der Revolution. Europa 1848/49 und der Kampf für eine neue Welt«. Einem breiten Fernsehpublikum wurde Christopher Clark bekannt als Moderator der mehrteiligen ZDF-Doku-Reihen »Deutschland-Saga«, »Europa-Saga« und »Welten-Saga«. 2022 wurde ihm der Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten verliehen.
Norbert Juraschitz, geboren 1963 in Bergenweiler, hat in Tübingen und Wien Osteuropäische Geschichte und Slawistik studiert. Er lebt in Tübingen und übersetzt historische und politische Sachbücher aus dem Englischen und Russischen, u. a. von Christopher Clark, Henry Kissinger, Kristina Spohr, Jung Chang und Ai Weiwei.