Das Honditschkreuz

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Diese historische Novelle, geschrieben von der achtzehnjährigen Ingeborg Bachmann, ist das eindrucksvolle Zeugnis einer frÃŧhen Begabung. Es fasziniert durch eine sichere Dramaturgie und eine Bildhaftigkeit, die sich aus der genauen Beobachtung bäuerlicher Sprache und bäuerlichen Lebens nährt. Die Geschichte berichtet vom kurzen, unglÃŧcklichen Leben des Kärtner Bauernsohnes Franz Brandstetter, der, im Konflikt zwischen dem, was er fÃŧr seine Berufung hält – er ist Student der Theologie –, und der erotischen Faszination, die zwei Frauen auf ihn ausÃŧben, einen dritten Weg einschlägt und sich den Ãļsterreichischen Freischärlern anschließt, die sich gegen die napoleonische Besatzung erheben. Das Motiv Freiheit, das in Ingeborg Bachmanns Werk immer wiederkehrt, kÃŧndigt sich bereits in dieser Erzählung aus dem Jahre 1944 an.

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Ingeborg Bachmann wurde am 25. Juni 1926 als erstes von drei Kindern des Volksschullehrers Matthias Bachmann (1895-1973) und seiner Frau Olga (geb. Haas, 1901-1998) in Klagenfurt (Österreich) geboren. Ihre Mutter stammt aus dem an â€ēBÃļhmen‹ und Ungarn grenzenden NiederÃļsterreich, ihr Vater aus Obervellach bei Hermagor im Kärntner Gailtal, wo die Familie in Ingeborg Bachmanns Kindheit oft Ferien verbrachte. Dieser Kärntner Grenzraum im Dreiländereck Österreich-Italien-Slowenien repräsentiert fÃŧr die Autorin später "ein StÃŧck wenig realisiertes Österreich (...), eine Welt, in der viele Sprachen gesprochen werden und viele Grenzen verlaufen" (WIV, 302), und damit die Utopie eines gewaltfreien Miteinanders der VÃļlker, die bereits der ebenfalls in Klagenfurt geborene Autor Robert Musil (1880-1942), Bachmanns wohl wichtigster Bezugspunkt in der literarischen Moderne Österreichs, mythisierend auf das Kaiserreich Österreich-Ungarn als VielvÃļlkerstaat projiziert hatte. Noch in dem Roman Malina steht dieses "Haus Österreich" als literarische Utopie fÃŧr eine "geistige Formation", die kritisch gegen die Verkrustungen der Ãļsterreichischen Nachkriegsgesellschaft und gegen die Verdrängung des Ãļsterreichischen Anteils an der Katastrophe des Nationalsozialismus gewendet wird, um zugleich gegen die wachsende kulturelle Dominanz Westdeutschlands einen spezifisch Ãļsterreichischen "Erfahrungsfundus, Empfindungsfundus" zu behaupten. RÃŧckblickend nach dem Erscheinen des Romans Malina (1971) hat die Autorin den "Einmarsch von Hitlers Truppen in Klagenfurt" (im Rahmen des â€ēAnschlusses‹ Österreichs an das Deutsche Reich am 12. März 1938) symbolisch zum biographischen Ausgangspunkt ihres Schreibens erklärt und als "einen zu frÃŧhen Schmerz" bezeichnet, mit dem ihre "Erinnerung" anfange. Mit dieser Pointierung unterstreicht sie die moralische Verpflichtung und zeitkritische Ausrichtung ihres literarischen Werks als ein "Schreiben gegen den Krieg" (HÃļller 2004), das seine "Problemkonstanten" in der Auseinandersetzung mit den Verflechtungen von â€ēkleiner‹ und "großer GESCHICHTE" (TKA 1, 53), Individual- und Zeitgeschichte im Zeichen gesellschaftlicher Gewalt findet. Bachmann beginnt schon als SchÃŧlerin in Klagenfurt zu schreiben, bis ihr nach ihrem ersten, in Innsbruck und Graz verbrachten Studienjahr (1945/46) mit der Erzählung Die Fähre schließlich die erste VerÃļffentlichung gelingt. Im September 1946 vollzieht sie den eigentlichen Aufbruch aus der Provinz, indem sie ihr Studium der Philosophie (mit den Nebenfächern Germanistik und Psychologie) in Wien fortsetzt, wo sie zugleich den Kontakt zur Wiener Literaturszene sucht. Aufgrund der offiziellen Anerkennung Österreichs durch die Alliierten als das â€ēerste Opfer Hitler-Deutschlands‹ konnte das literarische Leben in Wien nach 1945 unmittelbarer als in Deutschland an die Vorkriegszeit anknÃŧpfen, und so haben Repräsentanten der älteren Autorengeneration wie Heimito von Doderer (1896-1966) und jÃŧdische Remigranten wie Hermann Hakel (1911-1987) und Hans Weigel (1908-1991) an Bachmanns literarischem DebÃŧt in den Publikationsorganen der Wiener Nachkriegsliteratur wesentlichen Anteil. Das Jahr 1949 markiert mit Bachmanns Dissertation Ãŧber Die kritische Aufnahme der Existentialphilosophie Martin Heideggers nicht nur den Abschluss des Studiums, sondern auch die Professionalisierung ihrer schriftstellerischen Arbeit durch die VerÃļffentlichung erster Gedichte in der Zeitschrift Lynkeus und einer Reihe von Erzählungen in der Wiener Tageszeitung.

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