Das Schloss von Otranto ist ein Roman des englischen Politikers und Schriftstellers Horace Walpole aus dem Jahr 1764. Walpole begründete damit die später sehr erfolgreiche Romangattung des Schauerromans (engl. Gothic Novel). Der Roman stellte einen Bruch mit den Idealen der Aufklärung dar, die naturalistische Darstellungen und natürliche Erklärungen in der Literatur in den Vordergrund stellten. Er ist Vorläufer der romantischen Geschichten und Erzählungen des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts und beeinflusst die Literatur bis in unsere Zeit. Ort der Handlung ist das mittelalterliche Italien des zwölften Jahrhunderts. Schlossherr Manfred (der das Schloss durch unrechtmäßige Machenschaften seines Großvaters in Besitz hat, der es wiederum Alphonso dem Guten abnahm) klammert sich an die Herrschaft, obwohl sein nächster Verwandter Frederick der wahre Erbe sein soll. Beide wissen nichts von Theodore, dem leiblichen Sohn des angeblich kinderlosen Alphonso. Die oberen Etagen der Burg Otranto werden von einer riesigen scheppernden Rüstung heimgesucht, die dem Gesinde Todesangst einflößt, doch das sind nicht die einzigen übernatürlichen Ereignisse: Trompetenstöße ertönen, geheimnisvolle Ritter erscheinen auf der Zugbrücke, ein riesiger Helm fällt vom Himmel, das Porträt von Manfreds Großvater rutscht mit einem Stoßseufzer aus seinem Rahmen zu Boden, das Skelett eines Einsiedlers taucht auf und Statuen bluten aus der Nase. In all diesem Tohuwabohu schmiedet Manfred finstere Ränke, um Fredericks Tochter Isabella zur Frau zu bekommen. Dabei schreckt er selbst vor der Gefangennahme Isabellas nicht zurück.