Guter Mond, du gehst so stille durch die Abendwolken hin. Deines Schรถpfers weiser Wille hieร auf jene Bahn dich ziehn. (Aus einem alten Volksliede) Der Mond, dieser stille Begleiter unserer Erde und stumme Wรคchter unserer Nรคchte, steht gegenwรคrtig nicht nur im Vorder grund des Interesses der Astronomen, sondern er ist auch in den Mittelpunkt der Weltรถffentlichkeit gerรผckt, da Amerikaner bereits auf ihm gelandet sind. Unser Bรผchlein soll weiten Kreisen Kenntnisse vom Monde vermitteln, die von Astronomen in meist lebenslanger, zรคher For schungsarbeit mit unermรผdlichem Fleiรe gewonnen wurden. Ihre Ergebnisse sind die Wegbereiter zur bevorstehenden Mondlandung. Vieles wird freilich nach dem ersten Spaziergang auf dem Monde zu korrigieren sein. So gesehen kann die folgende Beschreibung auch als eine Ge schichte der Mondwissenschaft gelten, die den riesigen Unterschied zwischen den klassischen Methoden der Astronomie aus groรer Entfernung und der unmittelbaren astronautischen Erforschung des Mondes augenfรคllig macht. Wir haben unsere fรผnf Kapitel in eine beinahe chronologische Reihenfolge der Entwicklung gegliedert. Unsere รคltesten Erkennt nisse beziehen sich auf die Form und Bewegung des Mondes. Mit der Erfindung des Fernrohrs im 17. Jahrhundert begann die Zeit der Selenographie (griechisch: Selene = Mond), die spรคter in der Mitte des vorigen Jahrhunderts in die Physik des Mondes mรผn dete. Wenn die Mondfinsternisse zu Beginn der Zivilisation die ersten Zeugen des Interesses an der Astronomie waren, so hat sich doch dieser Zweig der Astronomie erst in den letzten Jahrzehnten zu einem Hรถhepunkt entwickelt.