Hara Kiri
Köln in der Gegenwart und in den Kriegsjahren. Die Handlung wird auf zwei Ebenen erzählt: Liv in der Gegenwart und Nellie in der Vergangenheit. Beide Frauen haben es nicht leicht. Liv ist alleinerziehend und eröffnet ein Parfumgeschäft. Und Nellie lebt eine unmögliche Liebe: zu einem Priester. Beider Leben sind verflochten, was aber erst so nach und nach ans Tageslicht kommt. Anlass ist der Hass einer alten Frau in Köln, die Liv beschimpft und ihr das Leben schwermacht. Doch Liv lässt sich nicht unterkriegen und findet in Jan und Nouria gute Freunde. Teresa Simon ist wieder ein sehr kurzweiliger, anschaulicher Roman gelungen. Durch die beiden Handlungsstränge wird die Spannung hochgehalten. Anfangs kann man sich kaum vorstellen, wie die beiden Fäden zusammenhängen und mir haben beide sehr gut gefallen. Nellie mit ihrer schwierigen Liebe und Liv, die sich so gut mit Düften auskennt und deren sympathische Art man einfach mögen muss. Da die Tagebucheinträge von Nellie zu Kriegszeiten spielen, erhält man zudem einen spannenden Eindruck von Köln, der so in keinem Geschichtsbuch steht. Fazit: ein sehr schöner Sommerroman.
Mary Sophie
Es gibt wieder einen spannenden und viele Fragen aufgebenden Prolog, der natürlich dazu dient, dass man das Buch erst mal gar nicht aus der Hand legen möchte und dem großen Geheimnis der Schreiberin auf den Grund gehen möchte. Genau das kennt man schon von anderen Büchern der Autorin und auch hier war es wieder passend. Es regt die Spannung an, gibt Platz zum nachdenken und erste Details werden genannt. Danach beginnt eine sich abwechselnde Handlung der jetzigen Zeit, sowie der Zeit während des Zweiten Weltkrieges. Beide Handlungsebenen spielen in Köln, einer wunderschönen Stadt, von dem der Charme und das Lebensgefühl gut eingefangen wurde. Auch bei diesem Roman hat mich die Schreibweise wieder voll überzeugen können. Es gibt viele detaillierte Beschreibungen von Orten, aber auch von Gefühlen. Sie war locker und einfach gehalten und ist somit leicht verständlich und fix lesbar. Durch den Schreibstil konnte ich mir viele Situationen, aber auch das Setting recht gut vorstellen und die Handlung wirkte so direkt lebendiger. Ich fand es hier besonders, dass gerade in der Vergangenheit die wörtliche Rede stark im Hintergrund steht und sich Nellie fast ausschließlich anhand von Tagebucheinträgen ausdrückt. Hat mir sehr gut gefallen, so wirkt ihr Charakter sehr stark, man kommt ihrem Wesen nahe und ich konnte sie von allen Protagonisten am besten einschätzen. Es gibt eine gute und solide Recherche, sowohl über das Parfüm, seine Entstehung und Zusammensetzung, als auch über historische Ereignisse. Ich nutze zwar selber gerne Parfüm, habe mich aber nie groß mit den Zutaten oder Duftnoten beschäftigt. Und als ich dann immer wieder davon gelesen hatte, dass man verschiedene Zutaten herausriechen kann, habe ich mich mehr mit meinen Parfüms beschäftigt. Zwar konnte ich dabei nicht viel erkennen, doch es war interessant, darüber nachfolgend ein wenig zu recherchieren und manches selbst auszuprobieren. Man konnte deutlich herauslesen, dass sich die Autorin hierüber informiert hat und ihr Wissen auch an ihre Leser weitergeben kann. Und auch über die Politik und den Zweiten Weltkrieg, gerade im Zusammenhang mit einer nicht so gut bekannten Widerstandsgruppe gab es allerhand Informationen. Von manchem habe ich selbst noch nichts gehört und war überrascht über einige Entwicklungen. Fazit: Irgendwie ist die Geschichte für mich nicht ganz rund. Mir wurde das Ende zu schnell herbeigeführt, viele Fragen wurden nicht richtig beantwortet, sondern es wurde eine einfache, aber nicht vielsagende Lösung angeboten. Mich hat das nicht zufrieden gestellt und irgendwie kann ich mich dadurch nur schwer damit abfinden, dass die Geschichte wirklich zu ende ist. Mit der Vergangenheit bin ich recht zufrieden, sie war für mich deutlich interessanter und ich mochte auch die Charaktere mehr. Hier will ich lediglich noch mal anmerken, dass diese Abschnitte gerne größer und ausführlicher hätten stattfinden können. Die Gegenwart hat mir nur in wenigen Aspekten gefallen. Lediglich die Recherche über Parfüms und verschiedene Düfte, als auch die Schreibweise und das Setting hat mir gefallen. Die Protagonisten fand ich eher schwierig und für mich war die Handlung nicht sonderlich überzeugend. Alles in allem hatte ich mehr erwartet und bin daher leider ein wenig enttäuscht. Das Buch ist trotzdem gut und hat seine Reize, war für mich aber nicht so durchdacht, wie andere Werke aus der Feder der Autorin. Und auch weil ich bereits gesehen habe, dass es bereits allerhand positive Meinungen gibt, bin ich wirklich traurig, dass ich nicht auch so empfinde. Meine Bewertung: 3,5 von 5 Sterne
1 Person fand diese Bewertung hilfreich
S. L.
In wechselnden Kapiteln geht es ins Köln der Gegenwart und in den Vierzigerjahren, während des 2. Weltkriegs. Ich fand beide Handlungsstränge sehr fesselnd und super, dass sie am Ende zusammengeführt wurden. Die Geschichte zeugt von sehr viel und genauer Recherchearbeit seitens der Autorin. In beiden Handlungssträngen stehen bei den Protagonistinnen die Düfte im Mittelpunkt. Nellie, die bei 4711 gearbeitet hat und Liv, die ihren eigenen Duftladen aufgemacht hat. Spannend war, dass Nellies Leben in Tagebuchform geschrieben wurde und man so genau informiert war, was gerade wann passiert ist. Viele geschichtliche Details waren mir als Leser unbekannt und es war sehr interessant, Neues zu erfahren und mitzuerleben, wie es den Kölnern bei den Bombenangriffen ging. Die heimliche Liebesgeschichte von Nellie war Grund, mit der Protagonistin mitzufiebern, um heraus zu finden, welches Schicksal sie ereilte. Insgesamt ein sehr fesselnder Roman über eine schwere Zeit, gepaart mit einer schönen Liebesgeschichte, die noch Folgen in der Gegenwart hat.