"Licht, Luft, Sonne, Hygiene" avancierten in der Weimarer Zeit zu allgegenwärtigen Schlagworten, insbesondere im Zusammenhang mit Architektur und Moderne. Im Gegensatz zu den Zentren des Neuen Bauens wie Stuttgart, Frankfurt oder Berlin galt Bayern als rückständig. Gebäude aus dieser Epoche sind nicht immer auf den ersten Blick dem Neuen Bauen zuzuordnen, da die Adaption der Moderne im jungen Freistaat gegenüber der Avantgarde eigene Akzente setzte. Um den komplexen Hintergründen von Bauprojekten in unterschiedlichen Städten Bayerns gerecht zu werden, wählt Franz Hauner für seine regionalhistorische Untersuchung einen interdisziplinären Ansatz und geht über einen rein kunsthistorischen Blickwinkel hinaus. Die Studie zeigt, dass das traditionsbewusste katholisch geprägte Bayern sich nicht einem wie auch immer gearteten Kunstdiktat des protestantisch-preußischen Norddeutschland unterwerfen wollte, sondern bestrebt war, eine eigene Ausprägung des Neuen Bauens zu entwickeln und seine Deutungshoheit über Kunst und Architektur zu verteidigen.