Wer sich mit einer Wissenschaft bekannt machen will, darf nicht nur nach den reifen Frรผchten greife- er muร sich darum bekรผmmern, wie und wo sie gewachsen sind (J.c. POGGENDORFF). Darstellung der Funktionentheorie mit lebhaften Beziehungen zur geschichtlichen Entwicklung und zu Nachbardisziplinen: Das ist auch das Leitmotiv dieses zweiten Bandes. Der Leser soll Funktionentheorie persรถnlich erleben und teilhaben am Wirken des schaffenden Mathematikers. Natรผrlich lassen sich nicht immer im Nachhinein die Gerรผste aufstellen, die man zum Bau von Domen braucht, doch sollte ein Lehrbuch nicht GAUSS folgen, der sagte, man dรผrfe einem guten Bauwerke nach seiner Vollendung nicht mehr das Gerรผste ansehen *>. Bisweilen ist auch das Gefรผge des รผberall glatt verputzten Hauses bloร zu legen. Das Gebรคude der Funktionentheorie wurde von ABEL, CAUCHY, JACOBI, RIEMANN, WEIERSTRASS errichtet. Daneben haben viele andere wichtige und schรถne Beitrรคge geliefert; es ist nicht nur das Wirken der Kรถnige zu schildern, sondern auch das Leben der Edelleute und Bรผrger in den Kรถnigreichen. Dadurch wurden die Literaturhinweise sehr umfangreich. Doch scheint das ein geringer Preis. "Man kann der studirenden Jugend keinen grรถรeren Dienst erweisen als wenn man sie zweckmรครig anleitet, sich durch das Studium der Quellen mit den Fortschritten der Wissenschaft bekannt zu machen" (Brief von WEIERSTRASS an CASORATI vom 21. Dez. 1868). Anders als im ersten Band finden sich hรคufig Ausblicke auf die Funktionen theorie mehrerer komplexer Verรคnderlichen: Damit soll unterstrichen werden, wie eigengesetzlich diese Disziplin geworden ist gegenรผber der klassischen Funktionen theorie, aus der sie einst entsprang.