Die Tomatensauce: Der erste Splattertext der Literaturgeschichte

· Wunderkammer
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»Die Tomatensauce« ist wohl Hanns Heinz Ewers’ (1871-1943) bekannteste
Novelle. Sie erschien zuerst 1905 in einer Berliner Zeitung und gilt heute als literarischer
Vorläufer – oder sogar Gründungstext – des Splatter-Genres. Die Erzählung
schildert äußerst bildhaft einen menschlichen Hahnenkampf in den andalusischen Bergen,
bei dem sich die beiden Kontrahenten gegenseitig zerfleischen. 

Zu Ewers’
Lebzeiten kam es bei Vorträgen der Novelle immer wieder zu Ohnmachtsanfällen im
Publikum. Und auch ein Leser des 21. Jahrhunderts braucht nach wie vor einen
starken Magen, um diese »Tomatensauce« zu verdauen.



 



+++



Leseprobe:



Plötzlich hörte ich hinter mir ein hässliches Kreischen und
Knirschen, das die Ohren zerriss. Ich wandte mich um: An einem runden
Schleifstein schliff jemand sorgfältig eine kleine Navaja. Er prüfte das Messer
am Nagel des Daumens, legte es weg und nahm dann ein anderes.



Ich wandte mich an den Popen: »Diese Salsa ist also eine Art
– Duell?«



»Duell?«, antwortete er. »O nein, es ist eine Art –
Hahnenkampf!«



»Was?«, rief ich. »Und aus welchem Grunde unternehmen die
Männer da diese Art – Hahnenkampf? Haben sie sich beleidigt – ist es
Eifersucht?«



»Keineswegs«, sagte ruhig der Engländer, »sie haben gar
keinen Grund. Vielleicht sind sie die besten Freunde – vielleicht kennen sie
einander gar nicht. Sie wollen nur – ihren Mut beweisen. Sie wollen zeigen,
dass sie hinter den Stieren und den Hähnen nicht zurückstehen.«



Die hässlichen Lippen versuchten ein kleines Lächeln, als er
fortfuhr: »So etwa – wie bei Ihren deutschen Studentenmensuren.«



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About the author

Hanns Heinz Ewers wurde 1871 als Hans Heinrich Ewers in Düsseldorf geboren. 1888 erste Gedichte. Jurastudium. Geht 1901 nach Berlin. Freundschaft mit Gerhart Hauptmann, Erich Mühsam, Max Reinhardt, Frank Wedekind, Herwarth Walden, Else Lasker-Schüler, Maximilian Harden, Paul Scheerbart, Roda Roda, Gustav Klimt u.a. 1901-1912 Ehe mit der Malerin Ilna Wunderwald. 1901 Mitbegründer, später Leiter des 1. deutschen Kabaretts »Ueberbrettl«. Mehrere Weltreisen. 1911-1922 Freundschaft mit Walter Rathenau. 1913-1914 Drehbuchautor, Regisseur und später Leiter der »Deutschen Bioscop«-Filmgesellschaft (Vorläuferin der »Ufa«). Lebt 1914-1920 in den USA; dort deutschfreundliche Propagandatätigkeit und Wandlung vom Kosmopoliten zum Nationalisten. 1918-1919 als Kriegsgefangener in den USA. Heiratet 1921 die amerikanische Sängerin Josephine Bumiller. 1931-1933 Bekanntschaft mit dem »Hellseher« Hanussen. 1931 Aufnahme in die NSDAP durch Hitler. Bis 1934 Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten (u.a. mit Joseph Goebbels, Ernst Röhm) danach Schreib- und Publikationsverbot. Hilft verfolgten jüdischen Freunden. 1939-1943 Beziehung mit der (halbjüdischen) Architektin Rita Grabowski. 1943 Tod in Berlin.

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