Das »Dritte Reich« kämpfte nicht nur bis zum bitteren Ende, bis zur totalen Niederlage, es funktionierte auch bis zum Schluss. Bis die Rote Armee vor den Pforten der Reichskanzlei stand, wurde die öffentliche Ordnung in Deutschland, das täglich ein Stück mehr unter alliierte Besatzung geriet, weitgehend aufrechterhalten. Löhne wurden gezahlt und die Verwaltung arbeitete – wenngleich unter großen Schwierigkeiten – weiter. Aber warum war das so? Zentral bei der Frage nach Antworten, warum das Regime so lange durchhalten konnte, sind die Strukturen von Hitlers Herrschaft und die Mentalitäten, die sie untermauerten.
Ian Kershaw, geboren 1943, zählt zu den bedeutendsten Historikern der Gegenwart. Bis zu seiner Emeritierung war er Professor für Modern History an der University of Sheffield, seine große zweibändige Biographie Adolf Hitlers gilt als Meisterwerk der modernen Geschichtsschreibung. Für seine Verdienste um die historische Forschung wurde Ian Kershaw mit zahlreichen Preisen geehrt, darunter mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung und der Karlsmedaille. 1994 erhielt er das Bundesverdienstkreuz, 2002 wurde er zum Ritter geschlagen. Bei DVA sind außerdem von ihm erschienen »Hitlers Freunde in England« (2005), »Wendepunkte. Schlüsselentscheidungen im Zweiten Weltkrieg« (2010) und »Das Ende« (2013). Die beiden Bände seiner großen Geschichte des 20. Jahrhunderts in Europa, »Höllensturz« (2016) und »Achterbahn« (2019), sind hochgelobte Bestseller. Zuletzt erschien von ihm »Der Mensch und die Macht. Über Erbauer und Zerstörer Europas« (2022).