'Theoria' bedeutet ursprÞnglich 'Schauen'. Malte Laurids Brigge entdeckt eines Tages: "Ich lerne sehen". Teilhard de Chardin sagt Þber das Neue in der Moderne, "daà Angst der Preis ist, den der moderne Mensch dafÞr bezahlt, daà er die Welt neu zu sehen lernt". Dass Rilke immer wieder das Wort "schauen" (und seine Komposita) benutzt, hÃĪngt aufs Engste mit seiner Auffassung von der Beziehung zwischen Dichter und Welt zusammen. Das Auge ist Teil des Bewusstseins. Mit dem Begriff der 'Epiphanie' bezeichnet James Joyce ein plÃķtzliches Sehen und Erkennen einer zunÃĪchst so nicht verstandenen Situation. Rilkes Weg vom Sehenlernen (z. B. bei Rodin und Cezanne) zum "Herzwerk" der spÃĪten Gedichte wird anhand einiger Gedichte als Stationen auf diesem Weg nachgezeichnet.