Mit was für einem Europa sind wir aktuell konfrontiert? Kann überhaupt von einem Integrationsprojekt die Rede sein oder geht es nicht eher darum, den Zerfall der EU abzuwenden, also um Desintegration und Dauerkrisen? Der Band geht aus von Analysen der Vielfachkrise, die sowohl die Integrations-, die Wohlstands- und Friedensidee als auch das demokratische Selbstverständnis nachhaltig infrage stellen. Werden Demokratie, Sozial- und Rechtsstaat in der EU tatsächlich gestärkt? Oder müssen sie vielmehr gegen die Logik transnationalen Regierens und offener Märkte gesichert werden? Die Zuspitzung und möglichen Auswege aus der Krise der EU zeigen sich vielfach in falschen, weil verkürzten, Alternativen. Europapolitischer Bildung kann es nicht um einfache Alternativen zwischen „Mehr Europa wagen“ oder „Rückkehr zum nationalen Wohlfahrtstaat“ gehen. Gleichzeitig muss der Frage nachgegangen werden, inwiefern die Krisenphänomene auch alternative Gestaltungsräume eröffnen und zu „kollektiven Lernprozessen“ führen können. Diese Konflikte sichtbar zu machen, Handlungsoptionen für und in Europa zu analysieren und zu erproben, ist ein gemeinsamer Anspruch der hier vorgestellten gesellschaftskritischen Zugänge europapolitischer Bildung.