Lebenslast

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In der großen Zementfabrik draußen weit vor den Toren der Stadt polterten die riesigen Kugelmühlen, daß es weithin hörbar war. Ein ohrenbetäubendes Getöse. Obwohl man das große Gebäude, das die Kugelmühlen beherbergte, in ziemlicher Entfernung von der Schlämmerei und den Kontorräumen errichtet hatte, drang doch dieses ständige Dröhnen bis in das kleinste Winkelchen aller zum Zementwerk gehörenden Räumlichkeiten. Die Menschen in ihren weißen Kitteln, die das Terrain durchschritten, schienen den Lärm nicht mehr zu vernehmen. Es waren ihnen gewohnte Laute, denn seit vielen Jahren arbeiteten die Kugelmühlen täglich ihre zwölf Stunden ab, ununterbrochen den Zement zerkleinernd, den die großen Öfen gebrannt hatten. Auf dem riesigen Hofe herrschte reges Leben. Dort standen Hunderte von Holztonnen, die von fleißigen Händen zur Verladung fertig gemacht waren, dicht neben dem Schienenstrang. Leere Wagen harrten auf neue Last. Jenseits lagen die bescheidenen Kontorräume. Nur das Zimmer des Besitzers wies eine etwas gediegenere Ausstattung auf. Die anderen Kontorräume waren übermäßig einfach gehalten; selbst das Zimmer von Dr. Ulrich Godowi, dem ältesten Sohne des Chefs, war nur ein niedriger Raum, der jeden Schmuckes entbehrte. Der Anmelderaum war fast kahl zu nennen. Die Besucher des Werkes wußten, daß der Inhaber der Fabrik auch in seiner Häuslichkeit jeden auffälligen Schmuck vermied und seine Kinder stets zur Einfachheit erzogen hatte. Man schätzte Max Godowi sehr. Er hatte mit überraschender Tüchtigkeit aus dem kleinen Kalkbruch, den er von einem Onkel geerbt hatte, das große Unternehmen entstehen lassen. Auf seiner Hände Arbeit ruhte reicher Segen. Was er begann, schien ihm zu glücken. Neider und Konkurrenten hatten noch vor Jahren behauptet, diese überraschend schnelle Entwicklung könne nur zu einem schlechten Ende führen. Heute, da sich die Fabrik einen guten, reellen Namen gemacht hatte, heute bestaunte man unumwunden den Mann, der es trotz der Ungunst der Zeiten möglich gemacht hatte, seine Fabrik zu einer der ersten und bedeutendsten der ganzen Provinz zu erheben. Wer den Inhaber sah, vermochte es kaum zu glauben, daß er aus eigener Kraft all das geleistet hatte. Max Godowi war keine imponierende Persönlichkeit, er hatte auch nichts von jener ruhigen Würde, die unwillkürlich Eindruck hervorruft. Alle seine Bewegungen waren nur ein nervöses Hasten, seine schmalen, schlanken Hände verrieten einen ständigen inneren Aufruhr, für den man keine Erklärung ...

À propos de l'auteur

Magda Trott lebte von 1880 bis 1945 und war eine deutsche Schriftstellerin.

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