Der Tractatus logico-philosophicus ist eines der bedeutendsten Werke der Philosophiegeschichte. Ludwig Wittgenstein stellt darin den Erkenntnisgewinn traditioneller Philosophie in Frage, als Folge der Unschärfe der in philosophischen Abhandlungen verwendeten Begriffe. Konsequenz: Ehe man philosophiert, muss ein konsistenter logischer Rahmen geschaffen werden. Wittgenstein setzt dies in seinem Tractatus in mathematischer Präzision um und stellt damit die Philosophie vom Kopf auf die Füße. – Bis heute gibt der ›Tractatus‹ breiten Raum für Interpretationen, sodass die Spannweite der Deutungen von einer wortwörtlichen Auslegung der Wittgenstein’schen Überlegungen über eine ›Wissenschafts-Therapie‹ bis hin zu einer fast spöttischen Parabel auf die Unzugänglichkeit philosophischen Denkens – inklusive des Tractatus selbst – reicht.
Ludwig Wittgenstein (1889–1951) war ein vielschichtiger Wissenschafter, vom Studenten der Aeronautik, der an Flugzeugmotoren forschte, führte ihn eine radikale Wendung hin zur Philosophie am Trinity College in Cambridge, die in sein erstes Frühwerk, den ›Tractatus‹ mündet. Er wendet sich zunächst von der Philosophie ab, arbeitet als Volksschullehrer und Gärtner. Aus einer der reichsten Familien Wiens stammend, unterstützt er finanziell Schriftsteller und Künstler, betätigt sich als Bildhauer und Innenarchitekt. 1929 geht Wittgenstein zurück nach Cambridge, wo er 1939 zum Professor der Philosophie berufen wird. 1949 stellt er sein zweites Hauptwerk, die ›Philosophischen Untersuchungen‹, fertig, das, wie der Tractatus, großes Aufsehen in Fachkreisen erregte.