Neue Deutsche Rechtschreibung
Paul Johann Ludwig von Heyse (15.03.1830–02.04.1914) war ein deutscher Schriftsteller, Dramatiker und Übersetzer. Neben vielen Gedichten schuf er rund 180 Novellen, acht Romane und 68 Dramen. Heyse ist bekannt für die „Breite seiner Produktion“. Der einflussreiche Münchner „Dichterfürst“ unterhielt zahlreiche – nicht nur literarische – Freundschaften und war auch als Gastgeber über die Grenzen seiner Münchner Heimat hinaus berühmt.
1890 glaubte Theodor Fontane, dass Heyse seiner Ära den Namen „geben würde und ein Heysesches Zeitalter“ dem Goethes folgen würde. Als erster deutscher Belletristikautor erhielt Heyse 1910 den Nobelpreis für Literatur.
Nein, fuhr Adam fort, ich halt’ es nicht aus. Du bist bildschön, Marion, und das weiß ich jetzt, vier Wochen nach der Hochzeit, besser, als da ich um dich freite. Aber – du bist langweilig, Marion. Ich will nicht sagen, dass du keinen Verstand hast. Aber die heilige Jungfrau mag wissen, ob er schläft oder in guter Hoffnung irgend eines großen Gedankens ist, und wann der zur Welt kommt. Ich habe darauf warten wollen; nun reißt mir die Geduld. Hast du die ganze Zeit, dass wir Mann und Frau sind, einmal so recht geplaudert, oder einen Witz gemacht, oder haben meine Possen mehr Gnade vor dir gefunden, als ein halbes Lächeln? Bist du nicht still deiner Wege gegangen wie ein wandelndes Steinbild? Was hilft mir’s, dass ich dann und wann die Erfahrung mache, du seiest dennoch von Fleisch und Blut, wenn ich vom Morgen bis Abend meine Späße allein belachen muss und meine Verse allein schön finden? Ich Narr! Ich hätt’s freilich früher bedenken sollen – damals, als ich mich in dich verliebte. – Nun, dacht’ ich, sie wird schon auftauen. Aber sage selbst, Marion, haben wir uns nicht zusammen gelangweilt, wie nur je ein christliches Ehepaar?
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