Unter den sich mit der historischen Genese und der epochalen Eigenart des modernen Kapitalismus befassenden Arbeiten kommt den kapitalismuskritischen Schriften Max Schelers (1874-1928) ein besonderer Stellenwert zu. Scheler, der als einer der wenigen deutschen Juden zum Katholizismus konvertierte, hatte sich in einer dem Pathos Nietzsches verpflichteten Radikalität des Denkens in die zu diesem Zeitpunkt zwischen Werner Sombart, Max Weber und Ernst Troeltsch geführte Debatte über die religiösen Wurzeln des "kapitalistischen Geistes" eingeschaltet und dabei eine höchst eigenwillige Position vertreten. Im Rahmen einer Analyse der Entstehungsbedingungen der modernen Wirtschaftsethik war er vor allem an dem spezifischen Ethos jenes Menschentypus interessiert, der als Bürger und Unternehmer dem modernen Kapitalismus zum Durchbruch verhalf.