Metternich gilt immer noch als Exponent der Restauration, des Polizeistaats, der Demagogenverfolgungen, als der Unterdrรผcker vieler europรคischer Nationalitรคten, denen er den Weg zum autonomen Nationalstaat versperrt habe, kurzum: er ist zur Chiffre fรผr die Konstruktion einer rรผckwรคrtsgewandten Antimoderne geworden. Der Hinweis auf seine europรคische Friedenspolitik geht letztlich auch in der Vorstellung der restaurativen Repression unter. Im kollektiven Gedรคchtnis der Deutschen ebenso wie der รsterreicher hat er den Platz der โนpersona non grataโบ, und beide Seiten, die ja an ihm teilhaben, tun sich schwer, ihn gar als einen der Ihren anzusehen. War er โนDeutscherโบ, war er โนรsterreicherโบ? Diese Darstellung des Historikers Wolfram Siemann mรถchte helfen, Voraussetzungen und Umstรคnde zu verstehen, aus denen heraus Metternich handelte und deren Spuren noch bis in die Gegenwart hineinreichen, so dass er merkwรผrdig modern erscheinen mag, moderner, als man das in seiner Epoche und auch spรคter wahrnehmen wollte.