Neue Deutsche Rechtschreibung
Gottfried Keller (19.07.1819โ15.07.1890) war ein Schweizer Dichter und Staatsbeamter. Man kann ohne Zweifel sagen, dass Gottfried Keller der wichtigste Autor der Schweiz im 19. Jahrhundert war. Wegen eines Dummejungenstreiches von einer hรถheren Schulbindung oder gar einem Studium ausgeschlossen, fand der Halbwaise รผber den Umweg der Lehre zum Landschaftsmaler doch noch zur Literatur. Er hinterlรคsst ein groรes Werk an Gedichten, Dramen, Novellen und Romanen.
Er hinterlieร seiner Witwe ein kleines baufรคlliges Hรคuschen, einen Kartoffelacker vor dem Tore und zwei Kinder, einen Sohn und eine Tochter. Mit dem Spinnrocken verdiente sie Milch und Butter, um die Kartoffeln zu kochen, die sie pflanzte, und ein kleiner Witwengehalt, den der Armenpfleger jรคhrlich auszahlte, nachdem er ihn jedes Mal einige Wochen รผber den Termin hinaus in seinem Geschรคfte benutzt, reichte gerade zu dem Kleiderbedarf und einigen anderen kleinen Ausgaben hin. Dieses Geld wurde immer mit Schmerzen erwartet, indem die รคrmlichen Gewรคnder der Kinder gerade um jene verlรคngerten Wochen zu frรผh gรคnzlich schadhaft waren und der Buttertopf รผberall seinen Grund durchblicken lieร. Dieses Durchblicken des grรผnen Topfbodens war eine so regelmรครige jรคhrliche Erscheinung, wie irgendeine am Himmel, und verwandelte ebenso regelmรครig eine Zeit lang die kรผhle, kรผmmerlich-stille Zufriedenheit der Familie in eine wirkliche Unzufriedenheit. Die Kinder plagten die Mutter um besseres und reichlicheres Essen; denn sie hielten sie in ihrem Unverstande fรผr mรคchtig genug dazu, weil sie ihr ein und alles, ihr einziger Schutz und ihre einzige Oberbehรถrde war. Die Mutter war unzufrieden, dass die Kinder nicht entweder mehr Verstand oder mehr zu essen oder beides zusammen erhielten.
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