Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist die empirische Untersuchung des prosodischen Ausdrucks authentischer Emotionen. Durch die gezielte Gestaltung der Aufnahmesituation konnte ein Korpus an Sprachdaten zusammengestellt werden, das folgende Eigenschaften aufweist: zwangloses Sprechverhalten und eine Vielzahl alltäglicher Emotionen bei gleichzeitig sehr hoher Aufnahmequalität. Die konversationsanalytische und akustische Beschreibung des umfangreichen Sprachmaterials fÃŧhrt zu zwei zentralen Ergebnissen: Auf der einen Seite konnte ein einfaches Prosodiemodell fÃŧr das Deutsche entworfen werden, das neben zwei globalen prosodischen Einheiten (Intonationsmuster) mit redesyntaktischer Funktion fÃŧnf lokale prosodische Einheiten mit informationsstrukturierenden und kommunikationsorganisierenden Funktionen enthält. Auf der anderen Seite wird fÃŧr den prosodischen Emotionsausdruck erstmals anhand 'echter' kommunikativer Interaktion empirisch belegt, daà prosodische Einheiten und akustische Parameter mit Bedeutungsanteilen in Zusammenhang stehen, die in der Emotionspsychologie als semantische Dimensionen von Emotionen anerkannt sind. Prosodisch ausgedrÃŧckt werden Nichterwartetheit, Stärke/Schwäche (Dominanzdimension), Erregung/Ruhe (Aktivierungsdimension) und eine positive Einstellung/Befindlichkeit (Valenzdimension). Der Sprachwissenschaft wird somit ein Instrumentarium an die Hand gegeben, das fÃŧr die Analyse der Prosodie sowie sprachlicher Interaktion allgemein geeignet ist.