Das Bild einer humorlosen Religion und grimmiger Theologen ist weit verbreitet. Man kann fragen, ob der Humor mit religiรถsem Ernst und Pathos รผberhaupt vereinbar ist. Auf dem Weg zu fundierten Antworten geht der vorliegende Sammelband multiperspektivisch und interdisziplinรคr vor. In einem ersten Teil geht es um die Bedeutung und Funktion des Humors als einer spezifischen Form der Verfremdung im Unterschied zu Ironie, Scherz, Witz und Sarkasmus in einem philosophischen, entwicklungspsychologischen, neurologischen bzw. therapeutischen und theologischen Zugang. Ein zweiter Teil widmet sich dann der Frage, ob sich in den Quellen der biblischen Religion, im Talmud und im Koran (bzw. in mรผndlichen Traditionen des Islam) die bisher unterschiedenen Formen der Verfremdung, und insbesondere der Humor, finden lassen. So ergibt sich das hoch differenzierte Bild religiรถser Ausdrucksformen, in denen der Ernst letzter Entscheidungen sich zum Zweck der Apologie und der Abgrenzung durchaus der Satire, Ironie und auch des Sarkasmus bedienen kann. Doch es wird auch eine bunte Erscheinungsweise des Lachens, ja der Freude, sichtbar, welche sich im Humor zum Ausdruck bringt. Nichts Menschliches, so scheint es, ist der Religion fremd. Ein dritter Teil bietet schlieรlich historische und รคsthetische Verifikationen der im interdisziplinรคren Zugang zu den Phรคnomenen und in der exegetischen Spurensuche erarbeiteten Befunde. Gefragt wird nach Humor bei Martin Luther und im gegenwรคrtigen (postmodernen) Zeitalter. Die Humanitรคt des Humors ist hier zu entdecken als ein Potential, von dem die Werke der Kunst ein beredtes Zeugnis geben, indem sie die unterschiedlichen Formen der Verfremdung und die Gestalten des Lachens darstellen und zum Diskurs darรผber anregen. Der Bildenden Kunst ebenso wie der Literatur und der Musik kommt hier die Bedeutung zu, Lehrerin des Humors als eines Ausdrucks der Menschenliebe zu sein. Mit Beitrรคgen von: Rachid Boutayeb, Ingo Bredenbach, Benjamin Dober, Hans Martin Dober, Wilhelm Grรคb, Hans-Christoph Hahn, Hermann Lichtenberger, Matthias Morgenstern, Andrea Poma, Aaron Schart, Magnus Striet, Barbara Wild, Kurt Walter Zeidler.