Schicksalstanz

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Zum achten Male schloß sich der Vorhang, und noch immer wollte der Beifallssturm nicht schweigen. Wieder trat die Tänzerin vor, wieder ertönten laute Zurufe der Begeisterung. Mit einem liebenswürdigen Lächeln verneigte sich Emilia Besko. Ihre ausdrucksvollen Augen glitten über das Parkett und die Ränge hinweg und blieben an einer Seitenloge haften. Es schien, als ob ihre Augen heller aufstrahlten, als sie den großen, schlanken Mann erblickte, der ihr stürmisch Beifall zollte. Noch dreimal mußte sich die Tänzerin der beifallspendenden Menge zeigen, dann senkte sich der Vorhang endgültig. Die Tänzerin in ihrem duftigen rosa Gewand mit den aufgestickten Rosenknospen stand für Augenblicke mitten auf der Bühne. Die Lider senkten sich über die Augen; die Arme, in denen große Sträuße ruhten, sanken schlaff herab. Alles an der eben noch sprühenden Künstlerin zeigte Ermüdung. "Das war schön", sagte der Theatermeister und trat einige Schritte näher. "Lebensfreude haben Sie getanzt, ja, man hat es richtig gespürt. Nun sind Sie wohl müde?" Emilia Besko lächelte schon wieder, ihre Augen blickten liebenswürdig auf den ergrauten Mann. "Es freut mich, daß ich Ihnen gefallen habe. Sie haben in Ihrem Leben schon viele Tänzerinnen gesehen, und so ist mir das Lob aus Ihrem Munde sehr wertvoll." Aus der jenseitigen Kulisse trat eine junge Frau mit einem Pelzmantel. In liebevoller Besorgnis wurde er um die Schultern der Künstlerin gelegt. "Hab Dank, Isabella!" Die Angeredete in dem schlichten, braunen Kleid legte den Arm um die Tänzerin und führte sie von der Bühne. In der Garderobe angekommen, nahm Isabella Besko den Mantel wieder von den Schultern der Schwester, die sich ermattet auf den Diwan warf. Sie achtete nicht des kostbaren Kleides, das sie trug; müde kamen die Worte von ihren Lippen: "Ich kann nicht mehr - ich bin am Zusammenbrechen." Mit Kölnischem Wasser befeuchtete ihr die besorgte Schwester Stirn und Schläfen. Leise ging sie durch den Raum, hier und dort etwas ordnend. Dann trat sie wieder ans Lager der Schwester, um ihr das geschminkte Gesicht zu reinigen. Willenlos ließ sich Emilia alles gefallen. "Habe ich es gut gemacht, Isabella?" "Es war herrlich, Emilia!" "Merkte man nichts davon, daß ich matt und müde bin?" "Sprich nicht so, Emilia!" "Da tanze ich nun Lebensfreude und weiß nichts davon." "Gib dich nicht wieder deinen trüben Stimmungen hin, Emilia; denk an den Beifall, der dir alleine galt, sieh die vielen Sträuße und Blumenkörbe, die man dir, der ...

Sobre o autor

Magda Trott lebte von 1880 bis 1945 und war eine deutsche Schriftstellerin.

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