Semiotik 3.Teilband

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ยท Handbรผcher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft / Handbooks of Linguistics and Communication Science [HSK] เบซเบปเบงเบ—เบต 13 ยท Walter de Gruyter
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Jeder Mensch benutzt Zeichen und ist an Zeichenprozessen beteiligt. Jede Gesellschaft hat Vorstellungen darรผber entwickelt, wie die Zeichen den Menschen helfen, sich in ihrer Umwelt zu orientieren und miteinander umzugehen. Jede Sprache enthรคlt ein umfangreiches Vokabular an Wรถrtern fรผr Spuren, Indizien, Symptome; Ausdrรผcke, ร„uรŸerungen, Hinweise; Symbole, Interpretationen, Modelle; Mitteilung, Interaktion, Kommunikation. Die etablierten Wissenschaften haben diese verschiedenen Zeichentypen lange als getrennte Erscheinungen betrachtet und sich geweigert, in ihnen ein einheitliches Phรคnomen zu sehen, das sich theoretisch erfassen lรคsst. Die Geistes- und Sozialwissenschaften haben die Zeichen in Sprache, Literatur, Kunst, Musik, Recht und Religion unabhรคngig voneinander thematisiert und sich so ihre Gemeinsamkeiten entgehen lassen. Die Ingenieurs- und Naturwissenschaften haben sich einer mechanistischen Konzeption der Natur und des Lebens verschrieben und damit die industriellen und postindustriellen Gesellschaften in Probleme gefรผhrt, aus denen sie mit den bisher angebotenen Mitteln nicht mehr herausfinden.

Wer die Zeichenprozesse in all ihren Varianten als einheitliches Phรคnomen begreift, dessen Auftreten die belebte Natur und die Kulturen der Menschen miteinander verbindet und von der unbelebten Natur unterscheidet, der hat den Schlรผssel in der Hand, um den Geistes-, Sozial-, Ingenieurs- und Naturwissenschaften eine gemeinsame theoretische Basis fรผr wohldefinierte arbeitsteilige Kooperation zu liefern. Wer das Verhalten der Menschen in ihren Kulturen unter dem Gesichtspunkt seiner Zeichenhaftigkeit zu betrachten gelernt hat, der kann auch das Leben in Familie und Beruf, Wirtschaft und Verwaltung, Kunst und Religion begrifflich als Einheit erfassen und so in seiner disziplinรผbergreifenden Vielfalt erforschen.

Die Semiotik hat sich dies zur Aufgabe gemacht. Nach wichtigen Anfรคngen in Antike und Mittelalter hat sie in der Zeit der Aufklรคrung ihren Durchbruch zur Wissenschaft geschafft und verfรผgt seit einem Jahrhundert รผber eine Reihe leistungsfรคhiger begrifflicher Grundlegungen, die in den letzten Jahrzehnten zu formalen Theoriefragmenten ausgebaut wurden. Wegen der groรŸen Bedeutung der Semiotik fรผr die Reorganisation der Wissenschaften und fรผr die aufeinander bezogene Analyse von Natur und Kultur sind die Forderungen nach einer umfassenden Darstellung der Geschichte und Systematik immer dringlicher geworden.

Das Handbuch Semiotik bietet in seinen vier Bรคnden mit 178 Artikeln, die von 175 Autoren aus 25 Lรคndern verfaรŸt und in 16 Kapiteln gegliedert sind, sowohl den gegenwรคrtigen Forschungsstand der allgemeinen, deskriptiven und angewandten Semiotik als auch einen umfassenden รœberblick รผber die Entwicklung der Zeichenkonzeptionen in Philosophie, ร„sthetik, Logik, Mathematik, Grammatik, Stilistik, Poetik, Musik, Architektur, bildender Kunst, Medizin, Physik, Chemie, Biologie, Psychologie, Soziologie, ร–konomie, Religion und Alltagsleben.

Abteilung A (Kapitel I bis IV) liefert in 31 Artikeln einen theoretisch durchstrukturierten Aufriss des gesamten Gebiets der Semiotik.
Abteilung B (Kapitel V bis XI) ergรคnzt in 68 Artikeln die in A gegebene systematische Prรคsentation der Semiotik als Wissenschaft durch eine in dieser Form erstmalige Darstellung des impliziten semiotischen Denkens der wichtigsten Kulturen der Welt und der aufeinander folgenden Epochen des Abendlands.
Abteilung C (Kapitel XII) gibt in 23 Artikeln die Vielfalt der heute virulenten Strรถmungen der Semiotik wieder.
Abteilung D (Kapitel XIII und XIV) untersucht in 36 Artikeln die Mรถglichkeiten einer systematischen Rekonstruktion der zeichenbezogenen Universitรคtsdisziplinen und interdisziplinรคren Wissenschaften auf semiotischer Basis.
Abteilung E (Kapitel XV) geht in 18 Artikeln auf ausgewรคhlte Zeichenprobleme aus den heutigen industriellen und postindustriellen Gesellschaften ein, die in den herkรถmmlichen akademischen Wissenschaften nur am Rande oder รผberhaupt nicht behandelt werden.
Abteilung F (Kapitel XVI) bietet praktisch arbeitenden Semiotikern eine Reihe konkreter Arbeitshilfen an; sie gibt einen รœberblick รผber semiotische Institutionen und Organisationen und orientiert รผber semiotische Nachschlagewerke und Zeitschriften. Der Personen- und Sachindex gestattet die Verwendung des Handbuchs als Enzyklopรคdie und Wรถrterbuch.

Mit diesem umfangreichen Angebot wendet sich das Handbuch an folgende Benutzergruppen:

  • Experten der Semiotik, die ihr historisches oder systematisches Wissen erweitern wollen,
  • Einzelwissenschaftler, die รผber ihre eigene Disziplin hinaus denken und deren Potential im System der Wissenschaften abschรคtzen wollen,
  • ausรผbende Kรผnstler der verschiedenen Bereiche, die ihr Tun als Zeichenproduktion verstehen wollen,
  • kulturell Interessierte, die menschliches Verhalten im Alltagsleben der verschiedenen Kulturen als Zeichenpraxis begreifen wollen,
  • jeden an den Beziehungen zwischen Kultur und Natur Interessierten.

Mit seiner umfassenden Thematik, seiner รผbersichtlichen Gliederung und der didaktisch eingรคngigen Aufbereitung der Inhalte eignet sich das Handbuch auch als Grundlage akademischer Lehrveranstaltungen in Semiotik, Kulturgeschichte, Wissenschaftsphilosophie und in allen genannten Einzelwissenschaften.

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