In diesen warmherzigen Romanen der beliebten, erfolgreichen Sophienlust-Serie wird die von allen bewunderte Denise Schoenecker als Leiterin des Kinderheims noch weiter in den Mittelpunkt gerückt. Denise hat inzwischen aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle geformt, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt. Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren. Nadine Seiler setzte den Blinker und steuerte den großen schwarzen Mercedes, den sie sich zu ihrem dreißigsten Geburtstag vergangenen Herbst gegönnt hatte, nach einem Blick in den Rückspiegel an den Straßenrand. Vor der Grundschule von Steinau herrschte gerade viel Betrieb. Erstklässler mit großen Schulranzen bewegten sich in gemächlichem Tempo über den Gehweg, so, als hätten sie alle Zeit der Welt - größtenteils zu zweit oder zu dritt. Ein kleines Mädchen ließ seine Finger mit verträumtem Blick am geflochtenen Drahtzaun entlang gleiten, der das Gelände des Schulhofes umschloss. »Nele, aussteigen. Wir sind da«, forderte Nadine ihre Tochter auf und sah über die Schulter nach hinten. Die Achtjährige saß wie festgewachsen auf ihrer Sitzerhöhung. Das kleine Gesicht wirkte verschlossen und noch blasser als sonst. Deutlich hoben sich die Sommersprossen von Neles heller Haut ab. Bedächtig löste das Kind seinen Sicherheitsgurt. »Mach schneller, Kind«, trieb Nadine ihre Tochter zur Eile an. »Ich komme zu spät zur Arbeit.« Eben hielt der Schulbus auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Das war nicht gut, dachte Nadine. Gleich würde eine nicht enden wollende Kinderschar direkt vor ihrem Auto die Straße überqueren und sie am Weiterfahren hindern. »Nele!« Gereizt wandte Nadine sich um. Ihre Tochter gab keine Antwort, griff aber nach dem Schulranzen, der neben ihr auf dem Rücksitz stand.