Die Frauen in Shumona Sinhas neuem Roman sind entwurzelt, heimatlos, nie ganz angekommen in einer Gesellschaft, die unlebbar ist, vor allem fΓΌr Frauen und Fremde. Voller Wut erzΓ€hlt Sinha von Rassismus, Sexismus und UnterdrΓΌckung in Frankreich wie in Indien: Esha stammt aus wohlhabendem, gebildetem Milieu in Kalkutta, sie ist aus Liebe zur Sprache nach Paris gekommen, einem romantischen Traum folgend. Doch wΓ€hrend sie auf das Ergebnis ihres EinbΓΌrgerungsantrags wartet, hΓ€ufen sich die rassistischen Bemerkungen, die abfΓ€lligen Blicke, die EnttΓ€uschungen. Mina ist Analphabetin und stammt aus einer Bauernfamilie, die seit Generationen Land in Bengalen bewirtschaftet, das ihr nicht gehΓΆrt. Sie wird in einen Aufstand gegen den Bau einer Autofabrik hineingezogen. Doch sie hat eine viel drΓ€ngendere Sorge, denn sie ist von ihrem Cousin Sam schwanger, der sie ganz sicher nicht heiraten wird. Marie schlieΓlich wurde schon als SΓ€ugling von liberalen franzΓΆsischen Eltern adoptiert. Sie reist regelmΓ€Γig nach Indien, auf unbestimmter Suche nach Exotik und ihrer eigenen unauffindbaren Herkunft. In einer Gegenwart, die zunehmend von Misstrauen, Angst und sogar Hass dem Anderen gegenΓΌber geprΓ€gt ist, ist Staatenlos eine wichtige und einzigartige literarische Stimme, die uns Fragen zur Gewalt aufzwingt, die wir tolerieren, akzeptieren und selbst ausΓΌben, sei es auch ohne unsere Absicht.