Typographische Kultur: Eine zeichentheoretische und kulturgeschichtliche Studie zur Typographie und ihrer Entwicklung

· Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur Book 69 · Walter de Gruyter
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Der Entwurf der Zeichentheorie von Typographie bedient sich zentraler Elemente der Semiotik von Peirce und Eco, die die Analyse unterschiedlichster Semantisierungsprozesse bei der Wahrnehmung und Deutung von Typographie ermöglichen. Die Systematisierung typographischer Gestaltungsmittel geht u.a. ein auf Mündlichkeitsmerkmale, die Eigenschaften gesprochener Sprache typographisch repräsentieren, und auf typographische Dispositive, als einzeltextunabhängige Muster der Textgliederung wie Lyrik/Dramatik, Buch-/Zeitungstext. Im historischen Teil wird die Kontroverse um Fraktur und Antiqua an historischem Quellenmaterial ausführlich diskursanalytisch nachgezeichnet. In der Goethezeit steht der Schriftstreit im Kontext der Entwicklung klassischer Werkästhetik und der Kanonisierung deutscher Nationalliteratur. Im Übergang von Kaiserreich zu Drittem Reich wird die Debatte ideologisch unvergleichlich aufgeladen und zur nationalen Frage stilisiert. Dies ist die Grundlage für die machtpolitische Funktionalisierung der Schriftfrage durch die Nazis. Der letzte Teil der Arbeit gilt den typographischen Innovationen Anfang des 20. Jahrhunderts, die aus dem Wechselverhältnis von Gebrauchstypographie in Presse und Werbung und der Kunsttypographie der Avantgarden resultieren. Gezeigt wird, warum Werbung zum Motor typographischer Neuerungen wird und die Visualisierung sprachlicher Kommunikation vorantreibt. Die Textexperimente Dadas werden auf ihre Voraussetzungen in der Gebrauchstypographie bezogen. Neben Analysen zur Lautdichtung als typographiebasierter Textform wird die Entwicklung von Typographie als sprachunabhängige Bild-Kunst in Funktionalismus und Konstruktivismus nachgezeichnet.

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