»Der Schimmelreiter« im April 1888 veröffentlicht, ist Storms bekannteste Erzählung und zählt zu seinen Spätwerken.
Die Novelle basiert auf einer Sage, mit der Storm sich über Jahrzehnte befasste. Mit der Niederschrift der Novelle beginnt er jedoch erst im Juli 1886 und beendet seine Arbeit daran im Februar 1888, wenige Monate vor seinem Tod.
Das Werk ist in drei Erzählebenen aufgebaut. Ein Mann gibt eine Geschichte wieder, die die Rahmenhandlung bildet, in der wiederum ein Reisender von seinen Erlebnissen berichtet. Kunstvoll sind diese Ebenen ineinander verbunden.
Man erfährt von der tragischen Geschichte des Hauke Haien, der vom Deichgraf Tede Volkerts in Lohn und Brot gestellt wird. Aber schnell gerät er in Konflikt mit dem Großknecht Ole Peters. Dann ist da auch noch Elke, die Tochter des Deichgrafs, um die Hauke Haien freien will.
Hauke Haien hat einen Schimmel, mit dem er die Deiche abreitet; das Pferd ist den Dorfeinwohnern unheimlich, es soll mit dem Teufel im Bunde stehen.
Schließlich spitzt sich die Geschichte in einer tragödienhaften Nacht zu, in der der von Hauke Haien konstruierten Deich das erste Mal den Gewalten der Natur trotzdem muss.
Storms letzte Novelle ist zugleich sein Meisterwerk.
Jetzt aber kam auf dem Deiche etwas gegen mich heran; ich hörte nichts; aber immer deutlicher, wenn der halbe Mond ein karges Licht herabließ, glaubte ich eine dunkle Gestalt zu erkennen, und bald, da sie näher kam, sah ich es, sie saß auf einem Pferde, einem hochbeinigen hageren Schimmel; ein dunkler Mantel flatterte um ihre Schultern, und im Vorbeifliegen sahen mich zwei brennende Augen aus einem bleichen Antlitz an.
Wer war das? Was wollte der? - Und jetzt fiel mir bei, ich hatte keinen Hufschlag, kein Keuchen des Pferdes vernommen; und Roß und Reiter waren doch hart an mir vorbeigefahren!
ISBN 978-3-95418-346-3 (Kindle)
ISBN 978-3-95418-347-0 (Epub)
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