Die Wissensdifferenzierung und der damit einhergehende Aufbruch in eine heterogene Wissensgesellschaft machen die Frühe Neuzeit zur entscheidenden Schnittstelle zwischen dem Mittelalter und der wissensdisparaten und hochgradig wissensspezialisierten und -fraktionierten Neuzeit. Dabei zeichnet sich die Frühe Neuzeit nicht zuletzt durch verschiedene Versuche aus, die immer weiter divergierenden und sich in ihren Geltungsgraden und Geltungsbereichen auseinander entwickelnden Wissensbestände erneut zusammenzubinden und als Einheit zu erfassen (Enzyklopädieprojekte, Wissenspanoptiken etc.). Begleitet werden diese Versuche von selbstreflexiven Wissensdiskursen, in denen die Konstitutionsbedingungen von Wissen verhandelt werden. Diese Funktion der Frühen Neuzeit als einer Übergangszeit der Wissensformationen wird in den Beiträgen des Bandes interdisziplinär untersucht. Im Fokus stehen dabei die Fragen: Wie bilden sich bestimmte themen- und medienspezifische Wissensformationen neu, wie verändern und verfestigen sie sich, wie werden sie marginalisiert, disqualifiziert oder gänzlich abgelöst und durch neue Wissensformationen ersetzt? Wie können sich diese Formationen an gewandelte soziale und räumliche Umwelten anpassen? Diese Fragestellungen zielen auf soziale, politische, konfessionelle, wirtschaftliche und technische Bedingungen ebenso wie auf geographische und im weiteren Sinne kulturräumliche Faktoren, die jeweils in Wechselbeziehung mit den zu untersuchenden Wissensformationen stehen.