Was Liebe vermag

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Daß der Frühling doch gar nicht kommen wollte! Sehnsüchtiger denn je wurde er in diesem Jahre erwartet, weil er noch immer zögerte. Er hätte doch längst Einzug halten müssen in das weite Land mit den kahlen Bäumen, mit den langgestreckten Flächen zartgrüner Saaten, die aussahen, als ob sie frören unter dem feinen Schleiergewande. Ostern, das Fest der Auferstehung, war nicht einmal früh getroffen und nun auch schon vorüber. Der April ließ seine bösen Launen wirklich voll austoben. Der wetterwendische Geselle machte seinem Charakter alle Ehre, denn Schneegestöber, Sturm und Regen wechselten ohne Unterlaß, und kam die Sonne wirklich einmal schüchtern aus dem dicken Wolkenbett hervor, dann blies ein Brausewind ihr so scharf in das strahlende, ewig lachende Antlitz, daß sie erschrocken den Nebelschleier überzog und dachte: Es ist noch nicht an der Zeit für mich. Infolge des trostlosen Wetters sah es mit der Vegetation böse aus. So spät waren die Sommersaaten kaum je aufgegangen, und so spärlich dazu. Was aber zu sprießen und zu keimen begann, das ließ der Nachtfrost mit eisigem Hauche wieder erstarren, und der Landmann mußte sich langsam darein ergeben, daß ein guter Teil des Sommerkorns untergepflügt werden müsse, daß eine zweite Frühjahrsbestellung der Getreidefelder nötig war, wenn man nicht gar vorzog, infolge dieser abnormen Verhältnisse die Fruchtfolge zu ändern. Mit dem Legen der Kartoffeln hatte man überhaupt noch nicht begonnen. Fäulnis der Saat wäre die Folge gewesen, hätte man sie in die Furchen gelegt, in denen schlammiges Wasser stand. Die Güter des Lindenhaagschen Besitzes waren von der allgemeinen Kalamität nicht verschont geblieben, umso weniger, als der gesamte umfangreiche Komplex in der Tiefebene lag. Was nützte die vorzügliche Drainierung der Felder und Wiesen dort, wo der ewige Regen den Grundwasserstand nur wenige Zoll unter die Oberfläche des Landes gehoben hatte? Was half es, daß der Gutsherr von Lindenhaag seinen Stolz darin suchte, ausländisches Saatkorn, erlesenste Sorten englischen Weizens und die beste Weidesaat zu verschreiben, wenn der sonst so fette, humusreiche Boden verschlammte oder wenn weite Wiesenflächen unter Wasser standen, seit der erste Südwind das Eis des Stromes gebrochen hatte? Daß heute endlich einmal die Sonne dauerhafter war als sonst, das begrüßte auch die junge Frau mit stillem Entzücken, die in einem zweispännigen, grünlackierten Viktoriawagen lehnte und die laue Frühlingsluft einsog. Erst hatte sie den ...

Quelques mots sur l'auteur

Magda Trott lebte von 1880 bis 1945 und war eine deutsche Schriftstellerin.

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