Elisabeth Bulitta
Bei Michael Gerwiens Münchenthriller „Wolfs Killer“ handelt es sich um den letzten Teil der Thriller-Trilogie rund um den Journalisten Wolf Schneider. Er ist im Oktober 2018 im Gmeiner-Verlag erschienen und umfasst 347 Seiten. Nachdem seine Halbschwester, seine Frau und sein bester Freund ums Leben gekommen sind, zieht sich Wolf gemeinsam mit dem korrupten und verbrecherischen Politiker Arthur Smith nach Kuba zurück. Während deutsche und amerikanische Behörden nach ihm fahnden, versinkt er dort in einem Sumpf aus Drogen, Alkohol und Sex. Doch nachdem Arthur bei einer Schießerei ums Leben gekommen ist, beschließt der Deutsche, an seinen Kontrahenten Rache zu nehmen … Das Buch lässt mich ein bisschen ratlos und zwiegespalten zurück. Kurze Kapitel, sich rasch abwechselnde Kapitel und Handlungsorte lassen sich rasant lesen. Teilweise kurze, eher fragmentarische Sätze und Dialoge verleihen dem Geschehen und Lesen Tempo. Wolfs Sprache ist ebenfalls einfach und flott zu lesen, was das Buch regelrecht zu einem Pageturner werden lässt. Auf der anderen Seite steht der Inhalt. Gleich zu Beginn sterben Akteure fast „wie die Fliegen“, was sich im Laufe des Romans zwar ein bisschen gibt, aber eines gilt das ganze Buch hindurch: „Leichen pflastern seinen Weg“. Zum Teil werden dabei Szenen auch mit ziemlich großer Brutalität gezeichnet, was nachvollziehbar ist, wenn man bedenkt, in welchem Milieu das Geschehen sich vollzieht, was aber zartbesaitete Leser/innen schon an die Nieren gehen kann. Frauen werden über weite Strecken eher als Sexobjekte betrachtet denn als Menschen, nur im Nebenbei tauchen die ein oder anderen Charaktere auf, die diesem widersprechen. Nichtsdestotrotz sorgen diese Elemente für einen durchgehenden Spannungsbogen. Zwar scheint Wolf Schneider an sich kein schlechter Mensch zu sein, er zeigt auch Ansätze zur Selbstreflexion, aber für ihn gilt das, was für den gesamten Roman gilt: Das Böse dominiert. Protagonist/innen, die das Gute im Menschen verkörpern, bleiben am Ende auf der Strecke. Moralisch bewerten sollte man das Buch entsprechend nicht. Für humorige Elemente sorgen der Münchener Kriminalist Anton Wallner und sein Team bzw. Freundeskreis. Hier kann man sich an einigen Stellen wirklich nur an den Kopf fassen und fragen, wie einige Menschen nur so dumm und unbedarft handeln können, was zu einigen Lachern beim Lesen führt. Aber auch wenn Victoria, eine amerikanische Agentin, mit dem Sexgebaren der sie umgebenden Machos abrechnet, denkt man: „Recht geschieht’s ihnen ja.“ Politisch und gesellschaftlich relevante Themen wie (illegaler) Waffenhandel und Drogenkartell, die in diesem Thriller eine Rolle spielen, werden durch Action auf der einen und Humor auf der anderen Seite in den Hintergrund gedrängt, was ich persönlich schade finde. Das Buch ist zweifelslos spannungsgeladen und will in einem Rutsch gelesen werden, zumindest ging es mir so. Über den Inhalt und die Botschaft, die es transportiert, sollte man indes nicht allzu lange nachgrübeln, das frustriert nur. Leser/innen, die im Nebenbei etwas Sex, Crime und Action konsumieren möchten, werden mit diesem Werk sicher auf ihre Kosten kommen, allzu zartfühlend sollte man allerdings nicht sein. Ein Pageturner und durch seine rasch wechselnden Handlungsorte und Perspektiven, ein thrillermäßiger Roadtrip, den ich beim Lesen kaum aus der Hand legen konnte.
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