Was die Allgemeinheit anbelangt, liegen die Religionen mit ihrer ethischen Botschaft richtig. Sie erfüllen damit eine wichtige soziale Aufgabe, verlieren aber zunehmend an Bedeutung. Die Lehre des Tantra ist als erzieherisches System auf der Basis von Belohnung und Bestrafung ungeeignet und kann die Religionen insofern nicht ersetzen. Der Tantra erteilt keine Lebensvorschriften und moralische Denkweisen sind ihm fremd. Es wird zwar der Egoismus abgebaut, jedoch nicht aus ethischen Erwägungen, sondern aus dem Bestreben des Nicht-Anhaftens. Ethik ist im Tantra ein spätes Ergebnis des individuellen Entwicklungsprozesses und entsteht aus dem Erkennen und Erleben der Alleinheit.