Der Roman schildert die Erlebnisse des jungen Karl Roßmann in den USA. Er wird von seinen Eltern nach New York geschickt, da er von einem Dienstmädchen „verführt“ wurde und dieses geschwängert hat. Karl muss sich in einem fremden Land allein zurechtfinden. Getreu Kafkas Lieblingsthema ist sein Protagonist auch hier Geschicken ausgesetzt, die scheinbar nur vom Zufall bestimmt sind. Karl driftet wie ein Verstoßener von Ort zu Ort und wird von allen Menschen enttäuscht. Der Amerikanische Traum einer erfolgreichen Auswanderung wird zu einem Albtraum der permanenten Entfremdung.
„Amerika oder Der Verschollene“ ist neben „Das Schloß“ und „Der Prozeß“ einer der drei unvollendeten Romane von Franz Kafka, entstanden zwischen 1911 und 1914.
»Siehst du, Roßmann«, sagte Robinson, während er Sardine nach Sardine hinunterschlang und hie und da die Hände vom Öl an einem Wolltuch reinigte, das offenbar Brunelda auf dem Balkon vergessen hatte. »Siehst du, Roßmann, so muß man sich sein Essen aufheben, wenn man nicht verhungern will. Du, ich bin ganz beiseitegeschoben. Und wenn man immerfort als Hund behandelt wird, denkt man schließlich, man ist’s wirklich. Gut, daß du da bist, Roßmann, ich kann wenigstens mit jemandem reden. Im Hause spricht ja niemand mit mir. Wir sind verhaßt. Und alles wegen der Brunelda. Sie ist ja natürlich ein prächtiges Weib. Du –« und er winkte Karl zu sich herab, um ihm zuzuflüstern – »ich habe sie einmal nackt gesehen. O!« Und in der Erinnerung an diese Freude fing er an, Karls Beine zu drücken und zu schlagen, bis Karl ausrief: »Robinson, du bist ja verrückt«, seine Hände packte und zurückstieß.
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