Das explosionsartige Anwachsen des chemischen Wissens hat in den letzten Jahrzehnten im Bereich der organischen Chemie zu einer schier unübersehbaren Anzahl neuer und neuartiger Verbindungen und Verbindungsklassen geführt, deren rationelle Benennung immer größere Schwierigkeiten bereitete. Ursprünglich war ja die Namensgebung eines neuen Stoffes weitgehend, wenn nicht völlig in das Belieben des Entdeckers gestellt, der den Namen häufig von einer direkten sinnlichen Wahrnehmung ableitete oder sich gar ganz von der Intuition leiten ließ. Da die mehr oder weniger willkürlich gebildeten "Trivialnamen" meist gar nichts über die Strukturen der Verbindungen aussagten, konnten sie auch in keinen sinnvollen Zusammenhang zueinander ge bracht werden. Mit dem zunehmenden Verständnis der strukturellen Beziehungen der Organischen Chemie wuchs aber die Tendenz, eine allgemeinverbindliche und systema tische Nomenklatur zu entwickeln, die es erlauben sollte, wesentliche konstitutionelle Aussagen über ein Molekül be reits aus dessen Namen abzuleiten. Andererseits wollte man einen großen Teil der althergebrachten Trivial- und Semi trivialnamen nicht so ohne weiteres aufgeben. Dennoch ist es den damit befaßten Instanzen der "International Union of Pure and Applied Chemistry", der IUPAC, gelungen, ein einheitliches und ausbaufähiges Nomen klatursystem zu entwickeln, das mittlerweile allgemein und international anerkannt ist. Die Originalfassung der IUPAC Nomenklaturregeln der Organischen Chemie ist ein unver zichtbares Hilfsmittel für den Spezialisten. Als Einführung in die Materie ist jedoch eine knappere und präzisere "Ge brauchsanweisung" eher am Platze, die an Hand zahlreicher, sorgfältig ausgewählter bzw. konstruierter Beispiele die Geltungsbereicheder einzelnen Regeln möglichst voll ständig überstreicht.