Der Reichstag war die zentrale Verfassungsinstitution des Alten Reiches. Seine Verstetigung nach 1663 war die logische Konsequenz der im Westfälischen Frieden festgesetzten Mitregierung der Stände; doch mindestens ebenso sehr war sie das Resultat des ständigen Kommunikations- und Informationsbedürfnisses dieser Stände, das vor dem Hintergrund der gesamteuropäischen Entwicklung des ständigen Gesandtenwesens eine völlig neue Dimension erhielt. Der Reichstag brachte ein spezifisches Medien- und Kommunikationssystem zum Transfer politischer Informationen hervor. Zugleich entwickelte sich Regensburg zu einem Knotenpunkt der Informationsinfrastruktur. Der von dort ausgehende Informationsfluss erreichte dabei ein sehr viel breiteres Publikum, als es nach den Geheimhaltungsansprüchen der Institution zulässig war.
Politik und Diplomatie werden daher in diesem Buch innovativ aus dem Blickwinkel von Kommunikation und Information betrachtet, es ist also bewusst kein Beitrag zur Ereignisgeschichte des Immerwährenden Reichstags. Grundlage der Untersuchung bildet die reiche Überlieferung an Reichstagsberichten des Kurfürstentums Bayern, des Fürstentums Ansbach und der Reichsstadt Augsburg. Ergänzend wird ein breites Spektrum an Medien wie Reichstagskorrespondenzen, geschriebenen Zeitungen, Flugschriften, Amtsdruckschriften, Zeitungen, Zeitschriften, Messrelationen, Akteneditionen und Chroniken herangezogen und untersucht. Zeitlich ist die Untersuchung um 1700 angesiedelt: zwischen dem „Regensburger Stillstand“ 1683/84 und der vorübergehenden Verlegung des Reichstags nach Augsburg 1713 – ein Zeitraum, der aus kommunikations- und medienhistorischer Perspektive besonders interessant ist.
Pressestimmen:
"Friedrich [ist] ein überzeugendes Buch auf der Basis sehr umfassender Quellen- und Literaturkenntnisse gelungen. Ihre Untersuchung zeigt in erschöpfender Weise auf, in welcher Weise der Reichstag und seine Glieder kommunizierten und sich informierten, wie sie Informationen weitergaben und wie über den Reichstag berichtet wurde."
Matthias Pohlig in: sehepunkte, 8 (2008) 9
Susanne Friedrich liefert "zur Geschichte des Reichstags an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert und zur politischen Kommunikation in einem sich ausdifferenzierenden 'Markt' einen fundierten Beitrag [...]."
Bernhard Sicken in: Das Historisch-Politische Buch, 56 (2008) 3
Friedrich legt mit dem Band eine "grundlegende[n] Studie" und "eine vorzügliche Arbeit mit ihrem auf Quellenarbeit beruhenden großen Informationsreichtum" vor.
Holger Böning in: Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte, Bd. 10, 2008
"Die mit Bienenfleiß verfasste Arbeit hat zweifellos sowohl hinsichtlich ihrer Fragestellung als auch ihrer Methodik und Ergebnisse neue Standards in der Reichstagsforschung gesetzt. Der gewählte Zugang ist sowohl zeitgemäß als auch ergiebig, [...]."
Ernst Schütz in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte, 72 (2009)
"So hatte der Ort des Reichstages als Platz für Kommunikation und Information seine besondere Bedeutung neben den Höfen als politischen Machtzentralen. Es ist das Verdienst der Verfasserin, dies nachdrücklich und anschaulich herausgestellt zu haben. Daraus gewinnt auch die Rechtsgeschichte einen wichtigen Blick auf die Arbeitsweise des obersten Reichsorgans in seiner letzten Phase."
Gerold Neusser in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, 126 (2009) 9
"Friedrich is the first to explore systematically the importance of the Regensburg diet for this process, and in this respect her study is a valuable contribution."
James van Horn Melton in: German Historical Institute London Bulletin, 31 (2009) 2