Wilhelm Meisters Lehrjahre (Complete)

· Library of Alexandria
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Das Schauspiel dauerte sehr lange. Die alte Barbara trat einigemal ans Fenster und horchte, ob die Kutschen nicht rasseln wollten. Sie erwartete Marianen, ihre schšne Gebieterin, die heute im Nachspiele, als junger Offizier gekleidet, das Publikum entzŸckte, mit grš§erer Ungeduld als sonst, wenn sie ihr nur ein mŠ§iges Abendessen vorzusetzen hatte; diesmal sollte sie mit einem Paket Ÿberrascht werden, das Norberg, ein junger, reicher Kaufmann, mit der Post geschickt hatte, um zu zeigen, da§ er auch in der Entfernung seiner Geliebten gedenke.
Barbara war als alte Dienerin, Vertraute, Ratgeberin, UnterhŠndlerin und HaushŠlterin in Besitz des Rechtes, die Siegel zu eršffnen, und auch diesen Abend konnte sie ihrer Neugierde um so weniger widerstehen, als ihr die Gunst des freigebigen Liebhabers mehr als selbst Marianen am Herzen lag. Zu ihrer grš§ten Freude hatte sie in dem Paket ein feines StŸck Nesseltuch und die neuesten BŠnder fŸr Marianen, fŸr sich aber ein StŸck Kattun, HalstŸcher und ein Ršllchen Geld gefunden. Mit welcher Neigung, welcher Dankbarkeit erinnerte sie sich des abwesenden Norbergs! Wie lebhaft nahm sie sich vor, auch bei Marianen seiner im besten zu gedenken, sie zu erinnern, was sie ihm schuldig sei und was er von ihrer Treue hoffen und erwarten mŸsse.
Das Nesseltuch, durch die Farbe der halbaufgerollten BŠnder belebt, lag wie ein Christgeschenk auf dem Tischchen; die Stellung der Lichter erhšhte den Glanz der Gabe, alles war in Ordnung, als die Alte den Tritt Marianens auf der Treppe vernahm und ihr entgegeneilte. Aber wie sehr verwundert trat sie zurŸck, als das weibliche Offizierchen, ohne auf die Liebkosungen zu achten, sich an ihr vorbeidrŠngte, mit ungewšhnlicher Hast und Bewegung in das Zimmer trat, Federhut und Degen auf den Tisch warf, unruhig auf und nieder ging und den feierlich angezŸndeten Lichtern keinen Blick gšnnte.

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